Redebeitrag bei der Kundgebung für Reproduktive Gerechtigkeit von feminism unlimited kassel (fu*k)
Liebe Menschen,
wir suchen Kompliz*innen die mit uns sich gegen das System auflehnen. Die mit uns zusammen Dinge machen, wir planen, träumen, kämpfen können. Kompliz*innen sein ist keine Identität sondern eine Handlung. Dafür braucht es gegenseitiges Verständnis.
Bilder von Tai Salih (@red_maat). Sie hat ein Artikel über das gleiche Thema geschrieben [1]
Die letzten Jahre waren für uns leider geprägt von Unsicherheit, und wir waren uns gar nicht mehr klar wer an unserer Seite steht. Verursacht wurde es auch durch das sich selbsternannte „Bündnis für Vielstimmigkeit“ und dessen Broschüre, die in der linksradikalen Szene als okay abgetan wurde. Transmisogynie wurde leider auch zu lange bei dem Kämpfen für körperliche Selbstbestimmung akzeptiert, heruntergespielt und übersehen. Lasst uns aus den Fehlern lernen und lasst uns zusammen weiterkämpfen. Wir wünschen uns einen Feminismus der die Perspektiven von trans* und/oder Schwarzen Frauen mit auf dem Schirm hat und die Menschen auch Teil des Kampfes sein können ohne sich ständig zu rechtfertigen zu müssen. Lasst uns Bindungen und Vertrauen (wieder)aufbauen. Lasst uns gegenseitig unseren Rücken freihalten, lasst uns in Räumen füreinander kämpfen auch wenn die jeweiligen Menschen/Gruppen nicht da sind. Und falls etwas nicht so läuft lasst uns zusammen ins Gespräch kommen und schauen welche Probleme und Bedürfnisse sind da.
Das die Zeiten hart sind wissen wir alle. Was nicht alle wissen, dass Sexarbeiter*innen und trans* Frauen zuerst betroffen sind von autoritären Veränderungen. Die Kriminalisierung von Sexarbeit und die Rücknahme von den spärlichen trans* Rechten sind die folge (die ihr vielleicht noch nicht seht) die aber in turte island (sogenannte USA) und den sogenannten UKs voll zuschlägt. Eine Kriminalisierung von Sexarbeit 2018 (Stichwort Fosta/Sesta) war der anfang in den USA 2018, gefolgt von einem enormen Anstieg anti trans* und queerfeindlicher Gesetzten seit dem. Und in UK wurden diese Woche Pubertätsblocker für trans* Jugendliche explizit verboten. Für cis Jugendlichen hingegen ist das nehmen von Pubertätsblockern normalisiert (z.b um eine „zu frühe“ Pubertät zu verhindern). Ein Hintergrundartikeln zu Pubertätsblockern hat Jenny Wilken für die dgti (deutsche gesellschaft für trans* und inter*) geschrieben.
Wir brauchen jetzt keine Retter*innen, wir sind nicht nur die Betroffenen, aber wir brauchen Menschen die mit uns zusammen kämpfen. Wir brauchen Räume in denen wir zusammen Pläne schmieden können, ohne zusätzliche Bildungsarbeit zu leisten oder uns noch erklären zu müssen. Und falls wir mal wieder was erklären (was bestimmt wieder vorkommt), dann hört wenigstens zu, und informiert euch darüber hinaus selbstständig weiter. Dann haben wir auch die Chance gemeinsam widerständige Orte zu schaffen, ohne Extraarbeit und gehäufte Diskriminierungen die uns aus den Zusammenhängen rausdrängen.
Wir hatten nicht das Gefühl in der politischen Szene in Kassel als machtkritische Gruppe anerkannt zu sein. Unsere Kämpfe sind leider nicht fancy oder mainstream, da wir das Fundament dieser kolonialen Gesellschaft kritisieren. Umso wichtiger ist es für uns Kompliz*innen zu haben und zu wissen auf wen wir uns verlassen können. Was kannst du tun (die folgenden Aufzählung ist kopiert aus unserer Rede am CSD 2023): Es wird über uns geredet, aber nicht mit uns. In Filmen, Büchern, Musik und auf Bühnen sind wir kaum repräsentiert. Frag dich selber, was habe ich für/mit trans* Weiblichkeiten/trans* Frauen getan? Was könnte ich tun? Es folgt eine unvollständige Auflistung:
- Verteile unsere Sticker, Zines und Bücher.
- Lest unseren Blog bei Noblogs, höre dir Texte an (zb. Why we Matter – Das Ende der Unterdrückung).
- Folgst du auf sozialen Medien trans* Frauen und gibst du ihnen auch in Kassel Reichweite (bei Workshops, Vorträgen, Infoständen und Podien)?
- Was tue ich, damit das neue trans* Gesetz kein Fremdbestimmungsgesetz wird (@unrulyjuli)?
- Setze dich für trans* Frauen und gegen transmisogynie ein, auch wenn wir gerade nicht im Raum sind.
- Verteile ich Geld an BIPOC trans* Frauen um? (BLACK TRANS+ FUND)
- Sind in meinem Beziehungsumfeld, Wohnumfeld, Arbeitsumfeld, politischen Umfeld trans* Frauen/trans* Weiblichkeiten?
Wir sind ein Teil das queeren Zentrum, kommt gerne dort mal vorbei und schaut auch um. Zerschlagen wir das endo-Cistem und bekämpfen wir zusammen Transmisogynie.
Unsere Rede wird auch von fu*k veröffentlicht [2]
[1] https://medium.com/@taisalih/deconstructing-performative-allyship-hollow-gestures-and-broken-promises-d1d23b3c5f66
[2]