Visibility is not what we need


Visibility ist nicht das, was ich brauche.

Die Idee hinter dem TDOV klingt auch für mich immer noch gut – mehr Sichtbarkeit schaffen für trans* Menschen und unsere Lebensrealitäten – in einem anderen politischen Kontext wäre das ein Tag, über den ich mich freuen würde. 
Aber aktuell mangelt es uns nicht an Sichtbarkeit. mich, als transmaskuline Person, trifft das nicht einmal so stark, wie andere trans* Menschen.

transfeminine Personen erfahren eine Hypersichtbarkeit – und das ist keine gute Sache, denn sie sind damit auch Ziel der meisten Transfeindlichkeit. (Zu Transmisogynie gibt es einen anderen Beitrag auf diesem Blog: https://meetinup.noblogs.org/post/2023/01/07/transmisogynie-cissexismus/)
Die tatsächlichen Realitäten unserer Existenzen als trans* Menschen könnten mehr Sichtbarkeit gebrauchen, aber trans* Menschen als vages, oft falsch verstandenes Konzept sind fast zu präsent im gesellschaftlichen Diskurs. In Deutschland ist es noch nicht ganz so deutlich, aber es fühlt sich an wie eine Frage der Zeit, bis die Hasskampagnen, die es in Großbritannien und Turtle Island (Nordamerika) gibt, hier ankommen.
Deshalb möchte ich dieses Jahr nicht mehr Sichtbarkeit – oder besser, nicht nur Sichtbarkeit. Denn Sichtbarkeit allein reicht nicht. Selbst wenn es eine richtige Sichtbarkeit ohne Misinformation und falsche Darstellungen wäre, wäre einfach nur Sichtbarkeit nicht genug, denn mein Problem ist nicht (nur) die Unsichtbarkeit. Vielleicht würde es endocis Menschen leichter Fallen, trans* Menschen zu unterstützen, wenn unsere Realitäten in der Gesellschaft bekannter wären – aber davon hätten wir noch keine bessere rechtliche Situation und ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass es die Hasskampagnen aufhalten würde.
Ich möchte nicht nur Sichtbarkeit für unsere Lebensrealitäten, sondern Verbesserung.
Ich möchte einen einfachen, nicht pathologisierenden Weg, meinen Namen zu ändern. Ich möchte auch von endocis Menschen richtig angesprochen werden. Ich möchte queere Nachrichtenwebsites öffnen können, ohne dass mir schwindelig wird. Ich möchte nicht mehr in Angst leben, dass die Hass- und Misinformationskampagnen gegen trans* Menschen bei den endocis Menschen in meinem Umfeld ankommen. Ich möchte, dass endocis Menschen uns in Ruhe lassen und uns nicht mehr ihre Normen aufzwingen.  Manchmal möchte ich auch einfach nicht mehr mit endocis Menschen interagieren müssen. Ein cis day of invisibility wäre schön. 
[Meine Positionierung: weiß, able-bodied, neurodivergent, transmasc dyke]