Liebe Menschen,
Wir dürfen nicht wütend sein, wird uns unser Leben lang gesagt, von oben herab und ziemlich wütend. Sei doch mal freundlich. Lächeln doch mal. Immer diese aggressiven trans* Personen. Immer diese wütenden Feminist*innen. Besonders rassifizierte Menschen sollen dankbar sein und bekommen noch weniger Raum für ihre Wut. Das Patriarchat wertet unsere Wut, genauso wie alle anderen Emotionen ab, mit der Begründung, dass das nichts mit Vernunft zu tun hat. Es versucht uns zu disziplinieren, und uns gewaltvoll in das kapitalistische, rassistische und ableistische System reinzupressen, egal zu welchen Kosten. Wer nicht in das Raster passt oder passen will, wird bestraft. Unsere Erfahrungen und Meinungen werden nicht als Wissen und Fakten anerkannt.
Wir sind berechtigt wütend. Wütend auf die Umstände, in denen wir leben, mit all der Gewalt die sich auf unterschiedlichste Arten gegen so viele von uns/(uns alle) richtet. Wir sind wütend auf den Rechtsruck, der weit in die Mitte der gesellschaft reicht; Wütend auf die tödliche Unmenschlichkeit an den EU Außengrenzen, wütend auf das Ignorieren der Klimakrise, wütend auf die Fremdbestimmung unserer Körper, egal ob in der Lohnarbeit, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht, Transition. Wütend über Feminismen, welche die Dominanzgesellschaft in ihrer Autorität und Machtausübung bestärkt. Wütend über die Totalsanktionen bei Hartz IV und die Einführung von „Bezahlkarten“. Wütend über die geplante Abschaffung des Asylrechts (Stichwort GEAS). Wütend über Gefängnisse, Militär und Polizei. Wütend auf jeden feminizid und jeden transfeindlichen Mord, Wütend darauf, dass Menschen und Institutionen in Machpositionen wütend sein dürfen. Die Liste ließe sich noch unendlich ergänzen. Unsere Wut ist die Antwort auf eure Ungerechtigkeiten. Sie bringt uns dazu, uns zusammenzufinden und zu organisieren. Sie bedeutet, dass wir nicht aufgegeben haben, dass wir nicht Ohnmächtig sind, das wir nicht ignorieren können und das wir den Status Quo nicht (als gegeben) akzeptieren. Das wir Dinge verändern wollen und werden.
Feuer und Flamme dem Patriarchat. Wir reißen altes ein. Und bauen wir neues auf. „Es verlangt von uns, aus unserer Komfortzone auszubrechen und konfrontativ zu sein. Es verlangt von uns, einander zu verteidigen, wenn es schwierig und gefährlich ist. Es verlangt von uns, uns selbst und einander wirklich zu sehen“ -Janet Mock
Lasst uns eine Verantwortung tragen, die über diese Demo hinausgeht. Das für uns eingestanden wird, auch in Räumen in dennen wir nicht sind. Lasst uns gemeinsam lernen und verlernen, den Audre Lorde sagt schon:“Ohne Gemeinschaft gibt es keine Befreiung“. Lasst uns neue wege finden uns selber und andere zu lieben, über Gefühle und Konflikte zu reden, uns gegenseitig zu unterstützen, unsere leben zu organisieren, raum für bedürfnisse zu schaffen, mit unserer Mitwelt zu sein. Lasst uns Wege der Versöhnung finden. Lasst uns Vergebung üben,bei uns selber und gegenüber anderen.
„Revolutionärer Wandel richtet sich nicht in erster Linie gegen die repressiven Situationen, sondern gegen den Anteil des Unterdrückers, der tief in jedem von uns eingepflanzt ist und der allein mit den Taktiken des Unterdrückers vertraut ist, mit seinen Beziehungsformen“ – Audre Lorde
Lasst uns achtsam miteinander umgehen, damit wir gemeinsam gefährlich sein können.
Liebe und Wut
Dear people,
We are told all our lives not to be angry, from above and quite angrily. Why don’t you be friendly? Smile for once. Always these aggressive trans* people. Always these angry feminists. Racialised people in particular should be grateful and are given even less space for their anger. The patriarchy devalues our anger, just like all other emotions, on the grounds that it has nothing to do with reason. It tries to discipline us and force us into the capitalist, racist and ableist system, no matter what the cost. Those who do not fit or do not want to fit into the grid are punished. Our experiences and opinions are not recognised as knowledge and facts.
We are justifiably angry. Angry at the circumstances we live in, with all the violence that is directed against so many of us/(all of us) in so many different ways. We are angry at the shift to the right that reaches far into the centre of society; Angry at the deadly inhumanity at the EU’s external borders, angry at the ignoring of the climate crisis,
angry at the heteronomisation of our bodies, whether in wage labour, when it comes to abortion, transition. Angry at feminisms that reinforce the dominant society in its authority and exercise of power. Angry about the total sanctions in Hartz IV and the introduction of „payment cards“. Angry about the planned abolition of the right of asylum (keyword GEAS). Angry about prisons, the military and the police. Angry at every feminicide and every trans-hostile murder, Angry that people and institutions in positions of power are allowed to be angry. The list could go on and on.
Our anger is the answer to your injustices. It makes us come together and organise. It means that we have not given up, that we are not powerless, that we cannot ignore and that we do not accept the status quo (as a given). That we want to and will change things. Fire and flame to the patriarchy. We tear down the old and we build the new.
„It requires us to break out of our comfort zone and be confrontational.
It requires us to defend one another when it is difficult and dangerous.
It requires us to truly see ourselves and one another“ -Janet Mock
Let’s have a responsibility that goes beyond this demo. That we stand up for ourselves, even in spaces we are not in. Let us learn and unlearn together, as Audre Lorde says: „Without community there is no liberation“.
Let us find new ways to love ourselves and others, to talk about feelings and conflicts, to support each other, to organise our lives, to create space for needs, to be with our fellow human beings. Let us find ways of reconciliation. Let us practise forgiveness, with ourselves and with others.
„Revolutionary change is not primarily directed against repressive situations, but against the part of the oppressor that is deeply implanted in each of us and that alone is familiar with the oppressor’s tactics, with his forms of relationship“ – Audre Lorde
Let us be careful with each other so we can be dangerous together.
Love and Rage