Liebe Freund*innen und Kompliz*innen,
ich freue mich über Pride Month und Regenbogenfahnen.
Der Pride Month geht auf die Stonewall Riots vom 28. Juni 1969 zurück. Dabei sind als Vorstreiter*innen Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera zu nennen. Das P. In Marsha P. Johnson steht für pay no mind. In deutsch nichts darauf geben. Mit auf der Straße waren auch große Teile der anarchistischen/antiautoritäre Szene von New York. Wo ist die anarchistische/antiautoritäre Szene heute?
Die Regenbogenfahne wurde das erste Mal von Gilbert Baker 1978 hergestellt. Diese wurde weiterentwickelt zur Progress-Flag von Daniel Quasar und danach zur Inter*Inclusive Flag von Valentino Vecchietti. Doch welche Menschen und welche Themen werden berücksichtigt wenn Firmen, staatliche Institutionen oder Vereine die Regenbogenfahne hochhalten?
Oft bleibt bei mir das gleiche Gefühl, wie es Patricia Hill Collins mit der Intersektionalität beschreibt. Es ist cool, dass linke/feministische Menschen das Banner hochhalten für queere Kämpfe. Doch die queeren Kämpfe sind kaum noch erkennbar darin. Es sollen nicht die Theorie und Symbole von den Menschen getrennt werden. Im folgenden eine Aufzählung von trans* Kämpfe, die unsichtbar gemacht werden:
Trans* Kämpfe sind Arbeitslosenkämpfe. 50% aller trans* Menschen sind arbeitslos in Europa, im Vergleich zu 5-10% der Gesamtbevölkerung. Die Zahlen sind von dem Projekt Trans* in Arbeit. Wo ist die Solidarität wenn Bürgergeld mittlerweile schlechter als HartzIV ist. Die meisten von uns leben ihre Trans*geschlechtlichkeit nicht offen am Arbeitsplatz aus. Ein wichtiges Buch ist der Sammelband: Bite! Back – Queere Prekarität. Klasse und unteilbare Solidarität. Der erste Sammelband bei dem trans* weibliche Perspektiven mehr sind als nur eine Randnotiz.
Trans* Kämpfe sind Arbeitskämpfe. Währrend LGBTIQ* Männer in den USA 96% verdienen, sind es sowohl für trans* Männer als auch für nichtbinäre Menschen 60%, für trans* Frauen 50%. Dabei meinen die Studienmacher*innen die Zahlen sind wahrscheinlich zu positiv und die Realität noch schlechter. Wo ist die Berücksichtigung wenn von einem Gender Pay Gap gesprochen wird?
Trans* Kämpfe sind Kämpfe für die Entkriminalisierung von Sexarbeit. Von Kriminalisierung und Stigmatisierung sind mehrfachmarginaliserte Arbeiter*innen am ehesten betroffen. Wo ist das Gegenhalten wenn von „linken“ Menschen über SPD bis aktuell bei der CDU im Europawahlprogramm die Kriminalisierung von Sexarbeit gefordert wird?
Trans* Kämpfe sind Kämpfe für das Bleiberecht für alle. Durch Kolonialismus wurden weiß christliche queerfeindliche Einstellungen in die ganze Welt verbreitet. Ein gutes Buch dazu ist: decolonizing trans/gender 101 von b.binaohan. Und aktuell finanzieren rechte christliche Menschen aus der USA Queerfeindlichkeit z.b. in Uganda. Jeder Mensch hat das Recht sich frei zu bewegen und sein Leben selbst zu gestalten.
Gegen die Gesamtscheiße, die Repressionsorgane, Kapitalismus und den Staat. Für das gute Leben für alle. Stonewall was a riot!