english versions below
Wie zeigt sich Patriarchat für dich im Alltag? Fremdbestimmt in eine von zwei binären Kategorien eingeordnet zu werden. Dabei werde ich misgendert. Ich leide außerdem unter Cissexismus, da ich nicht als Frau angesehen werde, weil ich trans (feminin) bin. Da mein Verhalten von der Norm abweicht und ich als männlich gelesen werde, hält man mich häufig für schwul.
Was bedeutet das für dich? Es bedeutet, dass ich meine Persönlichkeit nicht selbstbestimmt entfalten kann, da sie dem binären System des Patriarchats widerspricht und ich meine mir zugewiese Rolle und die damit verbundenen Privilegien ablege, demzufolge ich Verrat am Patriarchat begehe und daher unterdrückt werde.
Was gibt dir Kraft? Kraft geben mir meine queeren Geschwister, Freunde und meine Beziehungen zu anderen trans Personen. Doch auch nicht queere cis Personen haben mich auf meinem Weg unterstützt und mir geholfen, mich selbst und Andere zu empowern. Dieses Netzwerk gibt mir Hoffnung, auch die potentiellen Schrecken des Jahres 2025 zu überstehen.
Laura (sie/ihr)
Das Patriarchat zeigt sich für mich als trans* Frau im sexistischen und dominierenden Verhalten von cis Frauen. Ich wäre zu männlich sozialisiert, wenn ich nicht genug Care Arbeit hinbekomme. Als ich sagte, dass ich manchmal struggle wegen Sexismus erzählen sie mir, dass sie ja genauso davon betroffen wären. Zusätzlich wird die unbezahlte Bildungsarbeit, die ich täglich leiste, nicht als Arbeit gesehen.
Wenn ich diskriminierendes Verhalten anspreche, werde ich als zu aggressiv und zu laut bezeichnet. Genau diese Zuschreibungen, die weiße Feminist*innen (zurecht) an cis Männern kritisieren, verwenden diese Frauen gegen uns. Ich habe öfters eine Täter-Opfer Umkehr mitbekommen, bei der die trans* Frauen zum Problem gemacht wurden. Unterstützung haben diese nur selten bekommen.
Wir haben ein Problem mit Transmisogynie, sowohl im System, als auch in feministischen Kreisen. Der Großteil der trans* Frauen hat die 08.März Orga verlassen und ihr macht weiter und kommt kaum auf uns zu.
Kraft geben mir Räume, in denen ich als Frau existieren kann. Aufgrund der Transmisogynie in der linken Szene in Kassel, sind das leider nur die explizit queerfeministischen. Der Austauch und Kontakt mit anderen trans*weiblichen und transfeministischen Menschen gibt mir Kraft.
Support your sisters!
Ava (sie/ihr)
Männer behandeln mich schlecht. Oder sie tun auf nett nur weil sie etwas von mir wollen. Frauen halten nicht zusammen obwohl sich Schwestern unterstützen sollten. Und wenn ich etwas haben möchte muss ich viel Geld dafür ausgeben. Ich kann mein Leben nicht selbstbestimmt leben, wie ich das möchte. Mir werden vorgaben gemacht und mein Verhalten wird bewertet. Zum Glück gibt es queere/trans* Menschen die mich unterstützen und wir helfen uns gegenseitig. Wir sind verletzlich im Patriachat wegen Mehrfachdiskriminierungen und zusammen sind wir stark. Wenn uns auch die priviligierteren sehen und unterstützen würden, könnten wir viel zusammen Schaffen
Jetzt folgt ein Zitat von Audre Lorde: „Man muss lernen, sich mit jenen zu verbünden, die ebenfalls an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden, und zusammen mit ihnen für eine Welt zu kämpfen, in der sich alle Menschen entfalten können.“
M* (sie/ihr)
Der 8. März ist mehr als ein Datum – er ist ein Zeichen für Stärke, Sichtbarkeit und den Kampf um Gleichberechtigung. Als Trans*frau bedeutet dieser Tag für mich nicht nur, Frauenrechte zu feiern, sondern auch daran zu erinnern, dass Frauen vielfältig sind.
Für viele von uns war der Weg zur eigenen Identität voller Herausforderungen – von gesellschaftlicher Akzeptanz bis hin zu rechtlichen Hürden. Wir kämpfen für das gleiche Recht auf Sicherheit, Respekt und Chancengleichheit. Der Weltfrauentag sollte auch die Stimmen von Trans*frauen einbeziehen, denn wir sind Teil dieser Bewegung.
Ich träume von einer Welt, in der Frauen unabhängig von Herkunft, Identität oder Körper als das gesehen werden, was sie sind: Frauen. Feminismus bedeutet für mich, solidarisch zu sein, einander zuzuhören und gemeinsam gegen Unterdrückung zu stehen.
Heute feiere ich nicht nur meine eigene Weiblichkeit, sondern auch die meiner Schwestern – in all ihren Formen. Wir alle verdienen es, gehört, geschützt und respektiert zu werden.
Flora (sie/ihr)
Ich habe Angst.
In den USA werden die Rechte von TIN* Personen eingeschränkt. Nichtbinäre Personen werden gar nicht mehr anerkannt, laut Donald Trump gibt es nur Frauen und Männer. Ich bin nichtbinär. Mich gibt es also gar nicht. Und trotzdem stehe ich hier.
Ich habe einen Sticker gesehen, der zum Schutz von trans* Personen aufruft. Kurze Zeit später war der Sticker weg. Es war eigentlich „nur“ ein Sticker. Aber es bedeutet viel mehr. Anscheinend haben manche Menschen so sehr etwas gegen trans* Personen, dass sie nicht mal mit einem Sticker leben können. Und das macht mir Angst.
Wie wird es hier in Zukunft sein? Friedrich Merz sagt, er kann die Entscheidungen von Donald Trump nachvollziehen. Schon jetzt steigen die Angriffe gegen trans* Personen und besonders trans* Frauen. Wer schützt uns? Kann ich noch als sichtbar nichtbinäre Person rausgehen?
Ich wünsche mir, besonders von cis Personen, dass ihr uns schützt und für unsere Rechte einsteht. Dass ihr zusammen mit uns gegen jede Transfeindlichkeit einsteht.
Ich möchte noch so viel erleben. Ich möchte weiterhin rausgehen können ohne Angst zu haben. Mein Leben fängt gerade erst richtig an. Und ich möchte nicht, dass es bald schon wieder vorbei ist. So wie das von so vielen.
Marsha P. Johnson
Malte
Brianna Ghey
Nex Benedict
Elisa Rae Shupe
Sam Nordquist
Jetzt folgt ein Zitat von Zero:
„Wenn ihr einen Menschen in eurem Leben habt, den ihr liebt und der zur queeren Community gehört, schaut bitte nach ihm. Wenn du zur queeren Community gehörst, wende dich an andere in deinem Leben. Sie wollen uns glauben machen, dass trans* Menschen nicht existieren. Sie wollen uns glauben machen, dass wir alle entbehrlich und unwichtig sind, aber das sind wir nicht. Wir sind wichtig und die Welt braucht unsere Geschichten mehr denn je.“
Und wir müssen uns daran erinnern: The first pride was a riot. Von BIPoC trans* Frauen und Sexarbeiter*innen. Vergesst das niemals.
Enden möchte ich mit den Worten von Elisa Rae Shupe:
„Ihr könnt nichtbinäre und trans* Menschen nicht auslöschen, weil jeden Tag mehr von uns geboren werden“.
Pip (nims)
English versions:
Speeches for 8 March 2025
How does patriarchy manifest itself for you in everyday life? Being categorised into one of two binary categories by others. I am misgendered in the process. I also suffer from cissexism, as I am not seen as a woman because I am trans (feminine). Because my behaviour deviates from the norm and I am read as male, I am often considered gay.What does that mean for you? It means that I cannot develop my personality in a self-determined way, as it contradicts the binary system of patriarchy and I reject my assigned role and the privileges associated with it, as a result of which I commit treason against patriarchy and am therefore oppressed.
What gives you strength? My queer siblings, friends and my relationships with other trans people give me strength. But non-queer cis people have also supported me on my journey and helped me to empower myself and others. This network gives me hope to survive the potential horrors of 2025.
Laura (she/her)
For me as a trans* woman, patriarchy is evident in the sexist and dominating behaviour of cis women. I would be too male socialised if I didn’t get enough care work done. When I said that I sometimes struggle because of sexism, they tell me that they are just as affected by it. In addition, the unpaid educational work that I do every day is not seen as work.
When I address discriminatory behaviour, I am called too aggressive and too loud. It is precisely these attributions that white feminists (rightly) criticise about cis men that these women use against us. I have often witnessed a perpetrator-victim reversal in which trans* women were made the problem. They have rarely received support.
We have a problem with transmisogyny, both in the system and in feminist circles. The majority of trans* women have left the 08 March organisation and you continue and hardly approach us.
Spaces in which I can exist as a woman give me strength. Due to the transmisogyny in the left-wing scene in Kassel, these are unfortunately only the explicitly queerfeminist ones. The exchange and contact with other trans*female and transfeminist people gives me strength.
Support your sisters!
Ava (she/her)
Men treat me badly. Or they pretend to be nice just because they want something from me. Women don’t stick together although sisters should support each other. And if I want something, I have to spend a lot of money on it. I can’t live my life the way I want to. I’m told what to do and my behaviour is judged. Fortunately, there are queer/trans* people who support me and we help each other. We are vulnerable in the patriarchy because of multiple discriminations and together we are strong. If the more privileged would also see and support us, we could create a lot together
Here is a quote from Audre Lorde: ‘One must learn to ally oneself with those who have also been marginalised and fight with them for a world in which all people can flourish.’
M* (she/her)
8 March is more than just a date – it is a symbol of strength, visibility and the fight for equality. As a trans* woman, this day not only means celebrating women’s rights for me, but also reminding us that women are diverse.
For many of us, the journey to our own identity has been full of challenges – from social acceptance to legal hurdles. We fight for equal rights to safety, respect and equal opportunities. International Women’s Day should also include the voices of trans* women, because we are part of this movement.
I dream of a world in which women are seen for what they are, regardless of their origin, identity or body: Women. For me, feminism means showing solidarity, listening to each other and standing together against oppression.
Today, I celebrate not only my own femininity, but also that of my sisters – in all its forms. We all deserve to be heard, protected and respected.
Flora (her/him)
I am afraid.
In the USA, the rights of TIN* people are being restricted. Non-binary people are no longer recognised at all; according to Donald Trump, there are only women and men. I am non-binary. So I don’t even exist. And yet here I am.
I saw a sticker calling for the protection of trans* people. A short time later, the sticker was gone. It was actually ‘just’ a sticker. But it means much more. Apparently, some people are so against trans* people that they can’t even live with a sticker. And that scares me.
What will it be like here in the future? Friedrich Merz says he can understand Donald Trump’s decisions. Attacks against trans* people and especially trans* women are already on the rise. Who will protect us? Can I still go out as a visibly non-binary person?
I wish, especially from cis people, that you would protect us and stand up for our rights. That you stand up together with us against all trans hostility.
I still want to experience so much. I want to be able to go out without being afraid. My life is only just beginning. And I don’t want it to be over soon. Like so many others.
Marsha P. Johnson
Malte
Brianna Ghey
Nex Benedict
Elisa Rae Shupe
Sam Nordquist
Now follows a quote from Zero:
‘If you have a person in your life that you love who is part of the queer community, please reach out to them. If you are part of the queer community, reach out to others in your life. They want us to believe that trans* people don’t exist. They want us to believe that we are all expendable and unimportant, but we are not. We are important and the world needs our stories more than ever.’
And we must remember: The first pride was a riot. From BIPoC trans* women and sex workers. Never forget that.
I would like to end with the words of Elisa Rae Shupe:
‘You can’t erase non-binary and trans* people because more of us are being born every day’.
Pip (nims)