TIN* Perspektiven auf den jährlichen Frauen- und Queersstreik

Statement:

Ich bin von der Gruppe „MeeTIN* Up“, einer Gruppe für trans*, inter* und nichtbinäre Menschen aus Kassel. Ich wollte heute eigentlich eine Rede darüber halten, wie wir als nichtbinäre, inter* und trans* Personen zum feministischen Kampftag am 8.3. stehen und inwiefern wir den 8.3. als unseren Tag sehen. In der Rede wollte ich unter anderem erklären, warum viele von uns sich mit dem Begriff „Frauen“ und „Frauen*“ nicht eingeladen fühlen. Viele von uns sind keine Frauen, weder mit noch ohne Sternchen. Und einige von uns sind Frauen, ganz ohne das Sternchen. Sie wollen nicht vom Sternchen zu etwas Anderem gemacht werden. 

In Kassel versuchen schon seit Jahren nichtbinäre und trans* Personen darüber aufzuklären, wie ein transinklusiver Feminismus aussehen könnte – teils von außen, teils als Teil des Orgateams selbst. Erstaunt mussten wir feststellen, dass diese Arbeit im Rahmen des Frauen- und Queersstreik nicht anerkannt wird. Es wurde in den letzten Jahren und auch dieses Jahr, in der Werbung für den feministischen Kampftag, immer wieder von Frauen oder Frauen* gesprochen. Wir haben darauf zuletzt vor 2 Wochen aufmerksam gemacht, mit der Bitte um eine inkludierende Änderung für alle inter und trans Menschen. Trotzdem gab es noch dieses Wochenende auf Instagram und Telegram Werbung, in der der Begriff „Frauen*“ vorkam. 

Daraufhin haben wir beschlossen unseren ursprünglichen Redebeitrag nicht zu halten. Wir finden es sehr ernüchternd zu erleben, dass es hier in Kassel Jahr für Jahr Mechanismen und Motive zu geben scheint, die bestimmte Menschen aus feministischen Kämpfen ausschließen. Dadurch müssen wir unsere Energie in die Kämpfe untereinander stecken, anstatt zusammen gegen das Patriarchat. Das kann besser funktionieren, wie z.B. die Bewerbung des 8.3.  in Frankfurt zeigt. Dort wird konsequent vom feministischen Streik, Frauen und Queers oder FLINTA* gesprochen.

Viele von uns fühlen sich nicht eingeladen, aber wir mischen uns dennoch ein, denn es kann nicht sein. Als cis-weiblich gelesene inter und trans Person werde ich willkommen geheißen. Als cis-männlich gelesene inter oder  trans Person nicht. Und das ist die unangenehme und trennende Erfahrung, die binäre und nicht binäre inter und trans Personen machen. Auch wenn wir eins sind wissen wir, manche von uns sind nicht willkommen, andere sind auf falsche Weise eingeladen.

Ich möchte nun noch das Ende unserer ursprünglichen Rede vorlesen: 

Wir wünschen uns, dass nächstes Jahr mehr genderqueere, inter*, nichtbinäre und trans* Geschwister kommen. Dann, wenn die Orgaräume so gestaltet sind, dass be_hinderte, Arme, Schwarze und Personen of Colour in der Vorbereitung des 8. März als auch an dem Tag selbst dabei sind, weil sie sich wohl fühlen. Wenn eine inklusive Sprache in den Einladungstexten verwendet wird. Wenn Weißsein als Norm hinterfragt wird. Wenn die Themen von trans* und inter Menschen in feministischen Kontexten sichtbar sind. Wenn nicht mehr davon ausgegangen wird, dass es möglich ist, Menschen ihr Geschlecht anzusehen. 

Wir wollen den 8. März als feministischen Tag für ALLE Frauen, Lesben, inter*, nichtbinäre, trans* Personen und Queers!